Gunnar und Henning starteten mit der Anfertigung eines Rühreis aus 20 Eiern, Paprika, Zwiebel und Tomate in der Küche des RSC 92, kurz vor 10:00 Uhr wurden die Boote losgebunden.
In der internen Auseinandersetzung des Südwest-Windes behielt die westliche Komponente die Oberhand und so verlängerte sich der Weg gegen den Wind um den Faktor cos(wendewinkel * 0,5).
Nicht schlimm, denn Sonne und Temperatur orientierten sich eher am mittleren Juni als am frühen November.
Die Schnellsegler wählten den Weg unter Land, um Gegenstrom und Welle zu entgehen. Ahnungslose und Genießer stürzten sich in die tosende See und wurden hier von neumodischen Rutschbooten begleitet, die Höhe am Wind gegen Speed tauschten.
Da in Kühlungsborn nur noch gehobene Gastronomie die Pforten geöffnet hatte (Duschen geschlossen, Bäckerei im Winterschlaf), und kaum jemand landfein gekleidet war, wurde Restaurant "Steg G" eröffnet. Was bei den meisten Teilnehmern als kulturloses Anbrennen von Wurst auf dem Steg geplant war, entwickelte sich durch Einflußnahme der "Madame"-Besatzung zu einem kulinarischen Event. Der Schiffsführer hatte offensichtlich "Hand-gegen-Koje" inseriert und so war das Boot vom Jahrgang einer Kochschule besetzt. Nicht weniger als drei Grillgeräte unterschiedlichster Befeuerung brutzelten eine riesige Bandbreite an Leckereien, beleuchtet von Stirnlampen und Deckslicht. Ich habe mindestens zwei Sous-Chefs bei den Vorbereitungsarbeiten der Posten auf dem Gangbord der "Madame" gesehen. Ängstliche Zeitgenossen erwarteten sekündlich eine riesige Stichflamme in den Nachthimmel, verursacht durch das Ablöschen der Präpositionsküche mit einem alten französischen Cognac...
Am anderen Ende des kulinarischen Spektrums - die Holzklasse: 0,3 Liter Rum, eine Neige Gin und ein Spuckschluck Sherry unklaren Jahrgangs. Dazu zwei Zwiebeln, drei Tomaten, zwei Sardinenbüchsen, eine Avcocado, Restbrötchen vom Frühstück und drei Bratwürste sowie null Bier befanden sich zum Zeitpunkt der Ankunft an Bord der F.O.X.
Da Henning die Defizite bei der Verproviantierung der Segelanfänger kennt, half er mit einer Großpackung Bockwurst und Bier aus. Hajo, die Entbehrungen von Lang- und Solofahrt gewohnt, steuerte ein Kit bei, aus dem sich einhändig unter A3 drei Currywürste materialisieren lassen. Alle teilten, keiner musste hungrig in die Koje - Dank! An Bord der "Karma" gab es Rinderfilet(!) und G&T mit wahlweise in Scheiben oder Würfel geschnittener Gurke (ISO-zertifiziert), dazu Salon-Temperaturen jenseits des Erlaubten.
Um 22:30 Uhr hing beim Autor die Hose kalt am Bett, die Nachbarschaft gebärdete sich noch eine Weile wie eine Horde Mungos in der Paarungszeit, aber dafür hat der liebe Gott ja Ohrstöpsel mit ANC erfunden.
Menschen fanden sich am frühen oder späten Morgen zum gemeinsamen Frühstück zusammen.
Im Interesse einer vollumfänglichen Berichterstattung sei noch erwähnt, daß Gunnar mit "Aria" zuerst startete (der Mann mag kein Frühstück!) und auf der heimischen Couch nach dem Mittagsschlaf erwachte, als Dominic die "Malou" losband.
Halbwind, anfangs recht puffy, sorgte für eine weitestgehend ereignislose, zügige Überfahrt, bei den üblichen Verdächtigen kam das Ballonsegel und die Stange zum Einsatz. Wer wartete, wurde mit allerfeinstem Wetter belohnt.
Nach dem Abbiegen am grünen Leuchtturm konnte im Seekanal ausgiebig gekreuzt werden. Wer nicht durch den Verkehr überfordert wurde, tat dies bis zum heimischen Steg.
Ohne jetzt für alle Teilnehmer (15 Boote) sprechen zu können - also ich finde, es ging.